07.07.2023

So faszinierend kann „Naturschutzbehörde“ sein - Landesgartenschau: „Naturtalente“ der Regierung von Niederbayern stellen sich vor – im Fokus: niederbayerisches Naturparadies „Streuobstwiese“

„Wald. Weite. Wunderbar.“ – unter diesem Motto verzaubert die höchstgelegene Landesgartenschau Bayerns in Freyung auf dem Geyersberg seit ihrem Start Ende Mai tausende Besucher. Rund 2000 Veranstaltungen verteilen sich auf insgesamt 132 Gartenschautage und laden Groß wie Klein dazu ein, Natur in all ihren Facetten zu genießen – und zu erleben. Besuchenswert: Die „Naturtalente“ der Regierung von Niederbayern. Vom Fluglotsen zum Raumausstatter, vom Regisseur zum Eventmanager – so vielfältig die Natur in Bayern ist, so facettenreich ist die Arbeit in der Naturschutzverwaltung. Die Naturtalente geben Einblick in ihre Arbeit und zeigen, wie abwechslungsreich „Naturschutzbehörde“ sein kann – Aha-Erlebnis eingeschlossen. Wo: im Pavillon des Umweltministeriums.

Am 21. Juli vor Ort: „Landschaftsmalerin“ Dr. Johanna Götter von der höheren Naturschutzbehörde der Regierung von Niederbayern, die sich gemeinsam mit den Kolleginnen der unteren Naturschutzbehörde in den Landkreisen Rottal-Inn und Passau um die Umsetzung des Streuobstpaktes in Niederbayern kümmert.

Die Naturtalente stehen sämtlichen Streuobstwiesen-Besitzern, Privatpersonen, Behörden und weiteren Streuobst-Akteuren, wie den Landschaftspflegeverbänden sowie Naturparken bei der Erarbeitung von Streuobstmaßnahmen und deren finanzieller Förderung (beispielsweise bei der Neuanlage oder Pflege von Streuobstwiesen) beratend und unterstützend zur Seite.

Streuobstwiesen sind artenreiche Lebensräume und Bestandteil der regionalen Kultur und Identität in Bayern: Sie gelten als einer der artenreichsten Lebensräume in Mitteleuropa. Bis zu 5.000 Pflanzen und Tiere sind auf ihnen zu finden, darunter viele seltene Arten von Vögeln, Fledermäusen, Wildbienen und anderen Insekten.

„Der Erhalt von Streuobstwiesen ist gelebter Artenschutz“, sagt Dr. Johanna Götter und ergänzt: „Eine besonders naturnahe Bewirtschaftung macht Streuobstwiesen zum Refugium für eine ganze Reihe von ‚Rote-Liste-Arten‘“. In den Höhlen der alten Bäume finden Steinkauz und viele andere Höhlenbewohner ein Zuhause; zahlreiche Käfer sind als Larven auf Totholz angewiesen; blütenbesuchende Insekten wiederum können sich fast das ganze Jahr am bunten Wiesenblumen-Büfett bedienen. Ob als flächige Streuobstwiesen, kleinere Gruppen oder als markante Einzelbäume am Rand von Siedlungen und Dörfern oder in der freien Flur, tragen sie auch wesentlich zum Erholungswert bei. Streuobstlandschaften werden als besonders „schön“ empfunden und das zu allen Jahreszeiten. Blühende Obstbäume sind an Attraktivität kaum zu überbieten.

Den Menschen liefern sie außerdem frisches Obst und tragen damit zur gesunden Ernährung und, aufgrund der kurzen Wege, auch zum Klimaschutz bei. „Bei uns in Niederbayern sind in vielen Regionen typische Sorten zu finden, die auf die regionalen ökologischen Bedingungen angepasst sind“, informiert Götter. Der Streuobstanbau steht außerdem im Verzeichnis „Immaterielles Kulturerbe“ der Deutschen UNESCO-Kommission.

Zu den Aufgaben der „Streuobst“-Naturtalente zählt auch die Koordinierung und Umsetzung des „Bayerischen Streuobstpaktes“ auf Regierungsbezirk- und Landkreisebene. Mit dem Bayerischen Streuobstpakt leistet Bayern einen besonderen Beitrag zum Erhalt dieses wertvollen Lebensraumes: Bayern hat sich verpflichtet, den derzeitigen Bestand an Streuobst zu erhalten und bis 2035 zudem weitere eine Million Bäume zu pflanzen. Denn der Bestand an Streuobst ist in den vergangenen Jahrzehnten stark zurückgegangen – während es früher noch üblich war, dass viele kleine Gehöfte und Ortschaften, aber auch manch größere Siedlungen von einem Obstgürtel umgeben waren. Das Obst diente vorwiegend der Selbstversorgung, wobei vor allem die verschiedenen Methoden der Haltbarmachung weit verbreitet waren. Mit der zunehmenden Industrialisierung, der Ausbreitung der Ortschaften und Städte und dem zunehmenden Import von Obst und Fruchtsäften wurden viele Streuobstbäume gefällt, nicht mehr gepflegt oder nach ihrem Lebensende nicht mehr ersetzt.

Schon gewusst:

Alte Apfelsorten sorgen nicht nur für genetische Vielfalt, sondern können auch tolle Geschmackskünstler sein, die mit intensiven Aromen verwöhnen. Die genetische Vielfalt alter Sorten bietet ein großes Potenzial für zukünftige Züchtungen, denn sie sind meist sehr robust, z. T. wenig krankheitsanfällig oder kommen gut mit Hitze- und Wasserstress zurecht. Außerdem besitzen sie meist wertgebende Gehalte an Inhaltsstoffen und Aromen und haben viele verschiedene Eigenschaften bezüglich Aussehen und Geschmack. Welche Sorteneigenschaften sind zukünftig in einer sich wandelnden Welt von Bedeutung? Vielleicht besitzen die älteren Sorten genau die dann wieder gewünschten oder benötigten Eigenschaften und können so die Ausgangsbasis für neue Züchtungen liefern. Wenn die alten Sorten jedoch verschwunden sind, ist diese wichtige genetische Vielfalt und Information verloren. Auf verschiedenen Ebenen werden deshalb große Anstrengungen unternommen, die alten Sorten zu erfassen, zu sichern, neu zu vermehren und aufzupflanzen, bevor die alten Bäume das Zeitliche segnen. Im nördlichen Landkreis Straubing-Bogen beispielsweise läuft seit mehreren Jahren solch ein Sortenerfassungsprojekt, und auch in anderen Landkreisen sind die Fachleute, die „Pomologen“, aktiv. Wer sich mit Streuobst, seinen Sorten, aber auch der Pflege solcher Bäume besser auskennen möchte: Wissen vermittelt das Streuobstkompetenzzentrum im Lallinger Winkel (Landkreis Deggendorf) – dort kann man sich auch zum „geprüften Streuobstwiesenberater“ ausbilden lassen.

Weitere Naturtalente aus ganz Bayern kennenlernen: www.naturtalente.bayern.de

 Naturtalent Dr. Johanna Götter
© Regierung von Niederbayern

Was man in Sachen Streuobstwiese schon immer einmal wissen wollte – auf der Landesgartenschau gibt’s die Antwort. Naturtalent Dr. Johanna Götter von der höheren Naturschutzbehörde der Regierung von Niederbayern steht für Fragen zur Verfügung.