19.07.2023
So faszinierend kann „Naturschutzbehörde“ sein – Landesgartenschau: „Naturtalente“ der Regierung von Niederbayern stellen sich vor – im Fokus: Niederbayerns moorige Klima- und Artenschützer
„Wald. Weite. Wunderbar.“ – unter diesem Motto verzaubert die höchstgelegene Landesgartenschau Bayerns in Freyung auf dem Geyersberg seit ihrem Start Ende Mai tausende Besucher. Rund 2000 Veranstaltungen verteilen sich auf insgesamt 132 Gartenschautage und laden Groß wie Klein dazu ein, Natur in all ihren Facetten zu genießen – und zu erleben. Besuchenswert: Die „Naturtalente“ der Regierung von Niederbayern. Vom Fluglotsen zum Raumausstatter, vom Regisseur zum Eventmanager – so vielfältig die Natur in Bayern ist, so facettenreich ist die Arbeit in der Naturschutzverwaltung. Die Naturtalente geben Einblick in ihre Arbeit und zeigen, wie abwechslungsreich „Naturschutzbehörde“ sein kann – Aha-Erlebnis eingeschlossen. Wo: im Pavillon des Umweltministeriums.
Von 31. Juli bis 2. August vor Ort: „Aufbauspieler“ Aaron Hoyer, Projektmitarbeiter für Moorschutz der höheren Naturschutzbehörde der Regierung von Niederbayern, der sich um das wertvolle Moorgebiet Königsauer Moos im unteren Isartal kümmert.
Um sie ranken sich zahlreiche Mythen und geheimnisvolle Sagen: die Moore. Doch sie sind vor allem auch eines: faszinierende Ökosysteme. Neben der Funktion als Lebensraum für spezialisierte Pflanzen- und Tierarten, wie dem rundblättrigen Sonnentau oder der sibirischen Schwertlilie, bieten sie noch viele weitere Serviceleistungen für die Gesellschaft.
Doch wie entsteht eigentlich ein Moor: Wenn Boden über das ganze Jahr hinweg mit Wasser gesättigt ist, beispielsweise bei ausreichend Niederschlägen (Hochmoore), oder bei oberflächennah anstehendem Grundwasser (Niedermoore), werden Pflanzenreste in Folge von Sauerstoffarmut nicht zersetzt und stattdessen im Boden als Torf konserviert. Im Verlauf vieler Jahrtausende entwickeln sich oft mehrere Meter mächtige Torflagerschichten, die charakteristisches Merkmal eines Moores sind. Durch die Konservierung der Pflanzenreste bindet Torf erhebliche Mengen an Kohlenstoff im Boden.
Das Königsauer Moos mit rund 1.300 Hektar ist eines der größten Niedermoorgebiete in Bayern. Ein wertvolles Gebiet, um das sich Niederbayerns Naturtalent Aaron Hoyer kümmert. Europaweit zählt es zu den wichtigsten Vogelschutzgebieten. Seltene Arten, wie der Kiebitz und der vom Aussterben bedrohte Große Brachvogel, haben dort ihren natürlichen Lebensraum. „Für mich ist das einfach ein Stück Heimat, das es zu bewahren gilt“, sagt Hoyer, der bereits von Klein auf die heimische Flora und Fauna erkundet hat und das Gebiet wie seine Westentasche kennt.
Weshalb es so wichtig ist, Moore zu erhalten: Weil sie eine Schlüsselrolle im Klimaschutz spielen. Intakte Moore sind nämlich im Stande, CO2 aus der Atmosphäre zu binden. Obwohl Moore nur 3 Prozent der Erdoberfläche bedecken, speichern sie etwa 30 Prozent des erdgebundenen Kohlenstoffs. Andersherum verhält es sich bei entwässerten Mooren, bei denen CO2 in die Atmosphäre abgegeben wird – in Deutschland wurden über die vergangenen Jahrhunderte hinweg über 90 Prozent der Moore entwässert.
Erhalten, sichern, schützen und vor allem sanieren – das ist Hoyers Aufgabe.
Im Königsauer Moos ist das Naturtalent für die Sanierung des Wasserhaushalts zuständig. Darunter versteht man Maßnahmen zur Wiederherstellung eines intakten Wasserhaushaltes, der wiederum die Grundlage für das Erhalten des Moores und moortypischer Pflanzen- und Tierarten ist. Hoyer arbeitet hier auch eng mit den Grundeigentümern, Gebietsbetreuern, Verbänden und Behörden zusammen.
Was die mystisch anmutenden Lebensräume noch alles können: Als „Schwamm“ sind intakte Moore in der Lage insbesondere lokale Hochwasserspitzen abzudämpfen (Hochwasserschutz). Darüber hinaus kommt ihnen eine wichtige Rolle im Grundwasserschutz zu, da sie eingetragene Nähr- oder Schadstoffe herausfiltern. Bedeutend sind sie auch für die Klimaregulation und Erholungsfunktion: Intakte Moore senken lokal die bodennahe Temperatur und bieten eindrucksvolle Naturerlebnisse.
Schon gewusst:
Deutschland besteht zu etwa fünf Prozent aus Mooren. Größentechnisch entspricht das ungefähr der Fläche des Bundeslandes Sachsen. Hiervon sind rund 2 Prozent noch unberührt, 4 Prozent wurden bereits saniert. Aber: 94 Prozent sind entwässert und verursachen damit jährlich 7 Prozent der CO2-Emissionen in Deutschland. Da Bayern die Verantwortung für circa 10 Prozent der deutschen Moore trägt, startete der Freistaat eines der größten Renaturierungsprogramme – bundesweit – zur Sanierung und Wiederherstellung von Moorflächen. Bayerns Moore sind seit der letzten Eiszeit entstanden und somit zum Teil über 10.000 Jahre alt. Im Torf ist die (Landschafts-)Geschichte dieser Jahrtausende konserviert. Über Pollenanalysen lassen sich auch Rückschlüsse ziehen, welche Pflanzen ehemals wuchsen. Ursprünglich bedeckten Moore drei Prozent der Landesfläche Bayerns – dem Landesamt für Umwelt zufolge sind davon fünf Prozent intakt. Um die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen, muss der Wasserhaushalt von Mooren laut dem Mooratlas 2023 saniert werden: in Deutschland mindestens 50.000 Hektar im Jahr, in der EU 500.000 Hektar und weltweit zwei Millionen Hektar.
Weitere Naturtalente aus ganz Bayern kennenlernen: www.naturtalente.bayern.de.
Moore – mystische und ökologisch wertvolle Orte zugleich. Naturtalent Aaron Hoyer ist dort „zuhause“ – in Niederbayern kümmert er sich ums Königsauer Moos. Auf der Landesgartenschau lädt er zu einem spannenden Rundgang ein und freut sich auf viele neugierige Gäste, die mehr über die moorigen Klimaschützer erfahren möchten.
Foto: Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz
Haidmühle: Moor-Renaturierungsmaßnahme im Tal der Kalten Moldau.
Foto: Robert Hofmann, Regierung von Niederbayern